Vor allem die Bewohner der brasilianischen Elendsviertel und Armutsregionen brauchen intensive Unterstützung (und Spenden). Viele Kinder leben in prekären Verhältnissen. Seit 2020 potenzierten sich die ohnehin vorhandenen Probleme des Landes, denn das Coronavirus bedrohte die ärmsten Brasilianer. Mittlerweile hat sich die Infektionslage entspannt – aber die altbekannten Probleme sind geblieben..
Millionen in Armut
Offiziell starben in Brasilien rund 700.000 Menschen an Covid19. Die Dunkelziffer war allerdings hoch, die Lage vor allem in den städtischen Elendsvierteln kritisch. Während Ex-Staatspräsident Bolsonaro die Epidemie als „keine Grippe“ verharmloste, war das Land der zweitgrößte „Corona-Hotspot“ nach den USA und vor Indien. Die Chancen, die Epidemie heil zu überstehen, waren vor allem deshalb ungleich verteilt, weil kaum irgendwo die Unterschiede zwischen Arm und Reich so gewaltig sind wie in Brasilien. Während eine dünne Oberschicht in Reichtum lebt, gilt fast die Hälfte der über 200 Millionen Brasilianer als arm oder sehr arm. Zahlreiche Kinder leben am Rande des Existenzminimums. Allerdings hat sich diese Schere in den vergangenen Jahren nicht weiter geöffnet, sondern es sind einige positive Tendenzen erkennbar. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts hat die Zahl der Brasilianer unter der Armutsgrenze um mindestens 20 Millionen abgenommen.

Landflucht und Stadtelend
Trotzdem herrschen in vielen Landesteilen weiterhin hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit. Wirtschaftlich besonders zurückgeblieben sind der bevölkerungsreiche Nordosten des Landes sowie die Region Amazonien. Ein großes Problem ist auch die Landflucht, die die Millionenstädte wie Sao Paulo (im Großraum über 20 Millionen Einwohner) oder Rio de Janeiro (12 Millionen) immer weiter wachsen lässt. Die Olympiastadt Rio ist wahrlich ein Ort der Gegensätze. Über sechs Millionen Menschen leben im offiziellen Stadtgebiet, noch einmal so viele wohnen in der „Metropolregion“. Während sich an den berühmten Stränden die teuren Hotels aneinander reihen und im Süden der Stadt reiche Wohnviertel gedeihen, gammeln im Hinterland und an den Berghängen die „Favelas“ vor sich hin. Fast ein Drittel der Einwohner Rios lebt in den Favelas, der brasilientypischen Elendsvierteln.
Zwar ist Favela nicht gleich Favela; manche Viertel werden nach Jahren des Wartens an die öffentliche Kanalisation angeschlossen, bekommen Straßenbeleuchtung und Müllabfuhr; aber vielerorts bestimmen Gewalt, Armut und einfachster Wohnstandard den Alltag. Wer im Elend geboren wurde, hat kaum eine Chance auf Bildung und Beruf. Elendsviertel und Straßenkinder sind besonders offensichtliche Probleme Brasilien. Daher fließt hierhin ein erheblicher Teil der internationalen Spenden.
Brasilien-Karte:
Natur in Gefahr – Waldbrände im Regenwald
Dramatische Dimensionen hat in Brasilien auch die Zerstörung natürlicher Ressourcen, insbesondere des Regenwaldes, angenommen. Die Ursache ist häufig eine illegale Landnahme und anschließende Abholzung durch Großgrundbesitzer. Mitte 2019 standen nach Brandstiftung große Teile des Regenwaldes in Flammen, ohne dass die brasilianische Regierung konsequent eingeschritten wäre. Spenden und andere ausländische Unterstützung waren offenbar unerwünscht – berechtigte Mahnungen wurden als kolonialistisches Gehabe getadelt.
Aber auch die arme lokale Bevölkerung ist darauf angewiesen, Feuerholz aus dem Wald zu entnehmen und trägt so zur Zerstörung bei. Hinzu kommt der zunehmende Flächenverbrauch durch Straßenbau sowie den Abbau von Gold und anderen Bodenschätzen. Auf diese Weise werden ebenfalls die Lebensgrundlagen der letzten, im Einklang mit der Natur lebenden Indianerstämme vernichtet.
Spenden für indigene Völker
Etliche Hilfsprojekte (beispielsweise die Yanomami-Hilfe e.V.) haben zum Ziel, das Leben der so genannten indigenen Völker zu verbessern – und ihr Überleben zu sichern. Dabei sollen die Menschen einerseits Zugang zu gesundheitlicher Versorgung, Bildung, Arbeit und Einkommen erhalten – und andererseits die Chance bekommen, ihre besondere Kultur und Lebensweise zu bewahren. Beide Ziele lassen sich nicht immer gut miteinander vereinbaren, denn auch eine wohlmeinende Einflussnahme kann negative Folgen haben.
Mediale Berühmtheit hat die Volksgruppe der Yanomami erlangt. Dabei handelt es sich um rund 35.000 Menschen, die im Grenzgebiet zwischen Brasilien und dem nördlichen Nachbarstaat Venezuela leben. Sie haben an ihrer ursprünglichen Lebensart wenigstens teilweise festgehalten.
Fakten über das Land Brasilien
Brasilien ist nicht nur der größte Staat Südamerikas, sondern mit einer Fläche von über 8,5 Millionen Quadratkilometern das fünftgrößte Land der Welt. Während die meisten Menschen in den südlichen und östlichen Küstenregionen wohnen, ist das Amazonas-Tiefland sehr dünn besiedelt. In diesen abgeschiedenen Regionen lebt die Mehrzahl der rund 0,5 Millionen indianischen Einwohner (manchmal auch „Indios“ genannt).
Über die Hälfte des Staatsgebiets ist (trotz fortschreitender Entwaldung) noch immer mit tropischem Regenwald bedeckt. Während in den meisten Landesteilen reichlich Niederschläge fallen, kommen im armen Nordosten auch Dürreperioden vor.
Unsere Bewertung – Spendenbedarf in Brasilien: mittel
Wo spenden?
Folgende Hilfsorganisationen setzen, unabhängig von Corona, einen Arbeitsschwerpunkt in Brasilien:
- SOS Kinderdörfer
- Monte Azul
- Rua e.V.
- Plan Deutschland
- Kooperation Brasilien (KoBra)
(Auswahl ohne Gewähr)
Der Spenden-Ratgeber befasst sich auch mit den an Brasilien angrenzenden Staaten Kolumbien, Venezuela, Peru und Bolivien.