In vielen Staaten der Welt ist die Gesundheitslage katastrophal. In einigen afrikanischen Ländern wie Tschad, Nigeria, Somalia und Kamerun liegt die Lebenserwartung sogar unter 60 Jahren.
Hauptursachen der geringen Lebenserwartung sind eine sehr hohe Kindersterblichkeit von teilweise über zehn Prozent (jedes zehnte Kind stirbt, bevor es fünf Jahre alt wird), mangelnder Schutz gegen Infektionskrankheiten und Unterernährung. Obwohl die medizinische Grundversorgung in vielen Ländern kostenlos ist, erreicht sie die ärmsten Bevölkerungskreise oft nicht. Besonders auf dem Lande gibt es kaum Ärzte oder Krankenhäuser – und schon die Fahrt mit dem Bus in die Stadt ist für manche Menschen unbezahlbar.
Ursachen der Gesundheitsprobleme
Etwa drei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu frischem und gesundem Trinkwasser. Vor allem in den warmen Klimazonen können sich krank machende Bakterien im Wasser schnell vermehren. Verseuchtes Trinkwasser ist in Entwicklungsländern für einen hohen Anteil an den Todesfällen verantwortlich. Daher haben Trinkwasserprojekte eine hohe Priorität bei Spendenorganisationen.
Zugang zu Trinkwasser laut „Fischer Weltalmanach“ (in Prozent), ausgewählte Staaten im Jahr 2015
- Afghanistan: 63
- Äthiopien: 39
- Brasilien: 97
- Deutschland: 100
- Haiti: 64
- Indien: 88
- Dem. Rep. Kongo: 42
- Mosambik: 47
- Russland: 96
- Somalia: 40
- Tansania: 50
- Durchschnitt der Welt: 88 (wie auch immer berechnet…)
Für einen dramatischen Rückgang der Lebenserwartung, besonders in einigen afrikanischen Ländern wie Südafrika und Simbabwe, ist die schnelle und kaum gehemmte Verbreitung von HIV/Aids verantwortlich. Um die Aids-Epidemie einzudämmen, ist vor allem eine intensive und kulturell begleitete Aufklärung der Bevölkerung notwendig. Gesundheitsförderung und Bildungsprojekte hängen oft eng zusammen.
Besondere Aufgaben der Gesundheitsförderung:
- Bekämpfung schwerer, akuter Infektionskrankheiten wie Ebola, Malaria und Aids, aber auch Grippe und Tuberkulose
- Aufklärung über Hygienemaßnahmen und Ansteckungswege spezifischer Krankheiten
- Verbesserung der Infrastruktur (ärztliche Versorgung, Krankenhäuser, Versorgungswege)
- Förderung ärztlicher Aus- und Weiterbildung
- Materielle Unterstützung armer Patienten, kostenlose Arzneimittel und Gesundheitsversorgung
Cholera-Bekämpfung
Wie das Beispiel der schweren Infektionskrankheit Cholera zeigt, ist effiziente Gesundheitsvorsorge eng verknüpft mit der Bekämpfung von Armut und Krieg: In armen Ländern (wie dem Jemen) ist es um die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung ohnehin schlecht bestellt. Es ist nicht genügend Geld vorhanden, die Leitungssysteme zu warten und instand zu halten. Oft fehlt es auch an technischem Know-how zur Wasseraufbereitung. Daher besteht stets die latente Gefahr, dass Abwasser und Trinkwasser miteinander in Berührung kommen.
Während eines Kriegszustandes werden einerseits Wasserleitungen und Wasseraufbereitungsanlagen beschädigt; andererseits verringern sich die Chancen weiter, dass Schäden behoben werden können. Will die Bevölkerung nicht verdursten, muss sie das Risiko eingehen, eventuell kontaminiertes Wasser zum Kochen und Trinken zu verwenden. Ähnliche Probleme stellen sich auch bei plötzlich auftretenden Naturkatastrophen, vor allem bei Erdbeben.
Hauptsymptome der Cholera sind extreme Brechdurchfälle, die in kurzer Zeit zu einem tödlichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust führen können. Werden sie nicht behandelt, sind Sterberaten von 50 Prozent und mehr möglich. Auslöser ist ein Bakterium mit dem lateinischen Namen Vibrio cholarae, das vorwiegend den Dünndarm schädigt. Es gelangt typischerweise über menschliche Fäkalien ins Trinkwasser. Auch Nahrungsmittel können direkt mit Cholera-Erregern infiziert sein. Eine Ansteckung erfolgt daher vorwiegend über verunreinigtes Trinkwasser, in zweiter Linie über Nahrung – und nur sehr selten von Mensch zu Mensch.
Cholera ist zwar eine gefährliche Krankheit – aber bei richtiger Behandlung liegt die Sterberate unter einem Prozent. Die richtige Behandlung bedeutet vor allem: Ersatz der verlorenen Flüssigkeit, am besten intravenös. Antibiotika und Impfungen helfen nur in begrenztem Umfang. Um die Neuinfektionen zu stoppen, muss eine Trinkwasserversorgung repariert werden. Als kurzfristige Maßnahme kommt eine Wasserentkeimung infrage.
Erfolgsgeschichten Schlafkrankheit und Medinawurm

Laut WHO-Statistik ist die jährliche Zahl der Infektionen mit Schlafkrankheit von 37.000 (1989) auf weniger als 1000 (2018) gesunken. Der Erreger dieser Krankheit, die eigentlich „Afrikanische Trypanosomiasis“ heißt, ist ein Einzeller, der ähnlich der Malaria von Stechfliegen übertragen wird. Der Einzeller schädigt das Nervensystem des Menschen und verursacht einen schlafähnlichen Dämmerzustand. Gegen den Erreger ist keine Impfung, sondern nur eine Vermeidung von Stichen möglich.
Noch dramatischer sind die Fortschritte beim Medinawurm (auch Guinea-Wurm genannt). Dieser Parasit wird über kleinste Krebse übertragen, die in verunreinigtem Trinkwasser leben. Der Wurm gelangt vom Wasser in den menschlichen Körper, wo er sich fortpflanzt und schwere Infektionen auslösen kann. Früher war er in Feuchtgebieten Afrikas und Asiens weit verbreitet und infizierte jährlich Millionen von Menschen. Die heutigen Infektionsraten liegen zwischen 20 und 30 pro Jahr – vor allem im Südsudan. Als besonders wirksamer Schutz haben sich Filtertücher für das Trinkwasser erwiesen. Sie werden vom „Carter Center“ des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter und von anderen Hilfsorganisationen im großen Stil verteilt.
WHO: im Dienste der Weltgesundheit
Die „World Health Organization“ (WHO) ist eine der wichtigsten Säulen, wenn es darum geht, das Leben vieler Menschen auf dieser Welt zu bewahren und zu verbessern. Seit dem 7. April 1948 koordiniert und unterstützt die Weltgesundheitsorganisation die globale Gesundheitsförderung. Vor allem die Impfprogramme der WHO waren sehr erfolgreich.
Heute besitzt die Organisation 194 Mitglieder und vereint somit fast alle Nationalstaaten der Erde unter ihrem Dach. Ihr Zweijahresetat beträgt umgerechnet 3,6 Milliarden Euro, von dem auch die etwa 7000 Mitarbeiter bezahlt werden. Die Finanzierung erfolgt überwiegend durch freiwillige Beiträge der Mitgliedsländer. Zur Koordination ihrer Aufgaben hat die WHO die Welt in sechs Verwaltungsregionen aufgeteilt. Das europäische Regionalbüro befindet sich in Kopenhagen, der Hauptsitz in Genf. Wichtigste Entscheidungsgremien – unter der Führung des äthiopischen Generaldirektors Tedros Adhanom Ghebreyesus – sind die jährlich einberufene „Weltgesundheitsversammlung“ sowie der „Exekutivrat“.
Erfolge und Problemfelder der WHO
In den vergangenen Jahrzehnten haben die Impfprogramme der Weltgesundheitsorganisation maßgeblich dazu beigetragen, einst gefürchtete Krankheiten wie Pocken oder Kinderlähmung weitgehend auszurotten. Auch in der Bekämpfung von Aids und Malaria wurden deutliche Fortschritte erzielt. Bis zum Jahr 2030 will die WHO nun die Leberentzündung Hepatitis – jedenfalls die gefährlichen Varianten B und C – auf der Erde ausrotten. Die Aufgabe ist gewaltig, denn zwischen 420 und 500 Millionen Menschen leiden weltweit an chronischer Hepatitis B oder C und leben mit dem ständigen Risiko lebensbedrohlicher Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs.
Kritiker befürchten allerdings, die WHO könne in Teilen nicht mehr neutral arbeiten, da manche Entscheidungen indirekt von Pharmakonzernen beeinflusst seien. Während der westafrikanischen Ebola-Epidemie (Höhepunkt 2015) hat die WHO laut eigener Einschätzung nicht konsequent genug gehandelt. Außerdem bemängelten Kritiker eine teure Überreaktion während der sogenannten „Schweinegrippe“ des Jahres 2005, als immense Mengen letztlich überflüssiger Impfstoffe angeschafft wurden. Auch die Agenda 2030 der Vereinten Nationen könnte sich als ziemlich harte Nuss erweisen. Hier ist nämlich als Aufgabe definiert „ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern“.