Rund 70 Millionen Menschen starben in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Über 300.000 ließen vor mehr als 100 Jahren ihr Leben auf den Schlachtfeldern der französischen Kleinstadt Verdun, die so zum Symbol für die Kriegsgräuel wurde. Während Gedenkfeiern jedes Jahr an das historische Drama erinnern, kümmert sich der „Volksbund“ um die deutschen Kriegsgräber in aller Welt. Spenden und ehrenamtliche Arbeit bilden noch heute die Basis dieser besonderen – und durchaus heiklen – Mission.

Politische Herausforderungen und Irrwege
Als der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ gegründet wurde, schrieb man das Jahr 1919. Der Erste Weltkrieg war gerade zu Ende und die Menschen ahnten noch nicht, dass es bald einen zweiten, noch schrecklicheren geben sollte. Damals waren Kriegstote in der Regel noch „Helden“, die im Kampf für das „Vaterland“ ihr Leben geopfert hatten.
Insofern war und ist die Pflege von Kriegsgräbern seit je her mehr als eine gärtnerische Tätigkeit, sondern immer auch politisches Statement. So wurde der Volksbund nach 1933 ebenfalls Teil der zynischen nationalsozialistischen Weltdeutung und Heldenverehrung.
Umso bemerkenswerter ist es vielleicht, dass der Verein heute keineswegs im Verdacht revanchistischer Umtriebe steht. Im Gegenteil: Unter den über 100.000 Mitgliedern befinden sich viele junge Leute, die in Workcamps Kriegsgräber pflegen und dabei offenbar unverkrampft, aber nicht unkritisch mit deutscher Geschichte umgehen. Gleichwohl integriert der Verein auch ehemalige Soldaten und schafft den erstaunlichen Spagat zwischen Achtung der Opfer und historischer Mahnung.
Über zweieinhalb Millionen Soldatengräber
Auf dem Pflegeplan des Volksbundes stehen heutzutage Gräber von mehr als 2,5 Millionen Kriegstoten in 45 Ländern. Viele von ihnen fanden die letzte Ruhe auf Soldatenfriedhöfen – oft in so genannten Beinhäusern oder in namenlosen Gräbern, die mit endlosen Kreuzreihen bezeichnet sind. Hier hat der Tod kein Gesicht, wirkt aber durch die architektonische Wucht außergewöhnlich eindringlich.
Einen Großteil seines Jahresetats (gut 40 Millionen Euro) bestreitet der Volksbund über Spenden und Mitgliedsbeiträge, erhält aber auch staatliche Zuschüsse. Zusätzliche Geldmittel akquiriert die vereinsnahe Stiftung „Gedenken und Frieden“.