Seit Jahrzehnten kämpfen Ministerien, Ärzte und Gesundheitsorganisationen um mehr Organspenden. Aber alles Bitten und Argumentieren hilft offenbar nichts: In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Menschen, die mit den eigenen Organen Leben retten wollen, immer weiter abgenommen. Kaum mehr als 3500 solcher Verpflanzungen durften deutsche Operateure im Jahr 2020 durchführen.

Organspendeausweis - © Thorben Wengert / pixelio.de
Organspendeausweis – © Thorben Wengert / Pixelio.de

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) beherbergt Deutschlands wichtigstes Transplantationszentrum. Etwa jedes siebte deutsche Spenderorgan wird dort transplantiert. Das ist viel, aber längst nicht genug: Über 9000 Menschen stehen auf den bundesweiten Wartelisten. Nicht wenige sterben, bevor die passende Leber oder das dringend benötigte Herz bereit steht.

Strenge Kriterien sollen Fehler verhindern

Während Nieren und Lebern vor allem von lebenden Personen (oft von Verwandten) gespendet werden, werden andere Organe meist post mortem entnommen. Und genau hier entstehen wichtige psychologische Probleme, die eine höhere Spenderzahl verhindern. Um die Organentnahme kreisen offenbar allerlei Befürchtungen, zum Beispiel diese, dass es übereifrige Ärzte nicht so genau nehmen könnten mit der Verifizierung des Todes. Vereinzelte Fälle, in denen Chirurgen tatsächlich zu früh zum Messer griffen bzw. erst in letzter Minute gestoppt wurden, erschüttern das fragile Vertrauen potenzieller Spender. Auch manipulierte Spenderlisten und der Organhandel in armen Ländern schaffen ein schwieriges Umfeld.

Voraussetzung für eine Organentnahme ist in Deutschland der zweifelsfreie Hirntod eines Patienten. Dieser kann durch verschiedene klinische Methoden nachgewiesen werden. Ein reiner Herzstillstand – auch über einen langen Zeitraum – ist hierzulande kein ausreichendes Kriterium.

Manche Menschen lehnen die Transplantation eigener Organe auch aus ethischen oder religiösen Gründen ab. Beispielsweise sehen sie das Herz als Sitz der „Seele“ an, die den Körper nicht verlassen soll.

Organspendeausweis und andere Zustimmungsmethoden

Der sicherste und eindeutigste Weg, die eigene Spendenbereitschaft zu dokumentieren, ist ein Organspendeausweis. Dieses Papier, das ein Spender möglichst immer bei sich tragen sollte, bekräftigt die Bereitschaft, im Todesfall alle oder einige ausgewählte Organe bereit zu stellen.

Als Alternative kann die Spendenbereitschaft auch in einer Patientenverfügung festhalten werden. Die dritte Möglichkeit ist, dass der Spender eine andere Person bevollmächtigt, stellvertretend entsprechende Entscheidungen zu treffen. Um die Zahl der Spenden zu erhöhen, ist seit einiger Zeit eine „Widerspruchslösung“ im Gespräch. Wird dieser Plan umgesetzt, müssen potenzielle Organspender einer Organentnahme präventiv widersprechen, falls sie im Fall eines Falles nicht damit einverstanden sind.

Übrigens wird der erste Juni-Sonnabend im Kalenderjahr als „Tag der Organspende“ begangen – ein weiterer, verzweifelter Versuch, für diese besondere Spende zu werben.

Organspender verzweifelt gesucht