Von Omas Geschirr mag niemand mehr essen? Die Tochter des Hauses ist aus den Kinderspielen herausgewachsen? Für all die Alltagsgegenstände, die man selbst nicht mehr braucht, die aber zum Wegwerfen zu schade und für die Onlineauktion zu geringwertig sind, bietet sich eine Sachspende an. Das muss in der Praxis überhaupt nicht kompliziert sein, wie ein konkretes Beispiel aus meinem eigenen Wohnviertel beweist:

Wer durch meine Nachbarstraßen geht, stößt unweigerlich auf die Überbleibsel unserer Wohlstandsgesellschaft, die in Kellerfenstern oder an Hauswänden drapiert sind. Kein Müll (na ja, gelegentlich vielleicht auch), sondern ausrangiertes Kinderspielzeug, Bücher, Modeschmuck, Deko, Möbelstücke – kurz gesagt: alles Mögliche, das jemand noch gebrauchen könnte. Manches trägt einen Zettel „zum Mitnehmen“ oder „zu verschenken“. Aber da sich diese Art der anonymen Gabenkultur mittlerweile etabliert hat, sparen sich die meisten Leute jeden Zettel. Das würde sich auch kaum lohnen, denn viele dieser Gegenstände warten nur kurze Zeit auf einen neuen Besitzer. Die neuen Eigentümer sind – nach meiner Beobachtung – etwa zu gleichen Teilen Flohmarkthändler, arme Leute oder ganz einfach Normalbürger wie ich. Auf jeden Fall Menschen, die diese „Sachspenden“ auf die eine oder andere Weise gebrauchen können.
Eine gute Sache für alle?
Zugegeben: diese Praxis eignet sich nicht für alle Wohnviertel. In Villengegenden, typischen Einfamilienhaus-Siedlungen oder sozialen Randlagen wird dergleichen (aus verschiedenen Gründen) wohl kaum erfolgreich sein. Aber bei mir vor der Haustür, in der Großstadt, wo Menschen recht unterschiedlichen Einkommens nahe beieinander leben, da geht das prima. Und solche Haustüren wie meine, solche Wohnviertel wie meines, könnte es in Deutschland womöglich zu Hauf geben…