Der Kontinent Afrika vereint über eine Milliarde Menschen, die in 55 Staaten leben und mehr als 2000 verschiedene Sprachen sprechen. So groß, bunt und vielfältig Afrika ist, so vielseitig sind leider auch seine Probleme. Kein anderer Kontinent weist bei ökonomischen und sozialen Indikatoren vergleichbar schlechte Durchschnittswerte auf. Zwar gibt es von Land zu Land erhebliche Unterschiede, aber insgesamt haben viel zu wenige Menschen Zugang zu Schlüsselressourcen wie Einkommen, Bildung und Gesundheitsversorgung.

Spenden benötigt: wo die Lage ernst ist

Im Gegensatz zum arabisch geprägten Nordafrika finden sich südlich der Sahara besonders viele Armutsregionen. Betrachtet man das kaufkraftbereinigte Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner (einen Einkommensindikator), liegen auf den weltweit 13 letzten Plätzen afrikanische Staaten. Diese Häufung alleine spricht eine deutliche Sprache. Die Schlusslichter der unrühmlichen Rangliste bilden die Demokratische Republik Kongo, Burundi und die Zentralafrikanische Republik. Kaum besser platziert sind die Staaten Westafrikas, zum Beispiel Liberia und Sierra Leone. Mittelplätze nehmen in dieser Statistik unter anderem Südafrika, Tunesien, Algerien und Ägypten ein.

Differenziert man diesen groben Befund nach geographischen und gesellschaftlichen Kriterien, offenbaren sich große Disparitäten innerhalb der Länder. Oftmals klafft die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander. In Südafrika hat die weiße Bevölkerungsminderheit auch zwei Jahrzehnte nach offiziellem Ende der Apartheid deutlich bessere Lebenschancen als die schwarze Mehrheit. Wie in kaum einem anderen Staat lässt sich in Südafrika studieren, welchen Anteil das koloniale Erbe am ökonomischen Rückstand des Kontinents trägt.

Im Jahr 2017 ist ein Gespenst zurückgekehrt, das man teilweise überwunden glaubte: eine Hungersnot in zahlreichen Staaten südlich der Sahara und im Osten des Kontinents. Betroffen waren beispielsweise Somalia, Kenia, Äthiopien, der Südsudan und die Region rund um den Tschadsee. Hier waren so lange die Niederschläge ausgeblieben, dass die Dürre Ernten vernichtet und Viehherden getötet hat. Mittlerweile hat sich die Lage (nach einsetzenden Niederschlägen) wieder entspannt.

Im Jahr 2020 wurde auch der afrikanische Kontinent von der Coronakrise hart getroffen. Schlechte hygienische Verhältnisse und ein marodes Gesundheitswesen ließen für viele Regionen Schlimmes befürchten. 2022 zeigt sich zunächst ein Hoffnungsschimmer: Da die afrikanische Bevölkerung im Durchschnitt relativ jung ist, sind hier offenbar weniger Todesopfer zu beklagen als beispielsweise in Europa. Die Omikron-Variante bringt weitere Entspannung. Der „Hotspot“ des Kontinents ist Südafrika.

Einen Rückschlag für die Hungerbekämpfung brachte der Ukrainekrieg. Viele afrikanische Länder sind von ukrainischen Getreidelieferungen und/oder russischen Düngemittel-Exporten abhängig, die nun wenigstens teilweise ausblieben.

Schlüsseldimension Armut

Auch in Afrika ist es möglich, in den Genuss hervorragender Bildung und Spitzenmedizin zu kommen. Allerdings können die meisten Staaten diese Errungenschaften nicht kostenfrei zur Verfügung stellen. Wer gut versorgt sein will, muss dies erkaufen. Aber da Armut weit verbreitet ist, können sich nur wenige Menschen die Chance auf ein besseres Leben leisten. Auf eine einfache Formel gebracht: Wer arm ist, bekommt keine Schulbildung und später keine Arbeit, wird öfter krank und stirbt früher. Wer mit Spenden in Afrika (oder anderswo in der Welt) effizient helfen will, muss (auch) die Armut bekämpfen.

Bildung und Gesundheit

Indikatoren wie Analphabetenrate und Kindersterblichkeit zeichnen ein ähnliches Bild wie die Armutsverteilung. In manchen Staaten wie Sierra Leone und Guinea (Westafrika) kann weniger als die Hälfte der Erwachsenen Lesen und Schreiben. Mädchen bekommen in der Regel deutlich weniger Zugang zu schulischer Grundbildung als Jungen. Dies ist eine schwere Hypothek für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes und für die Lebenschancen der Einwohner. Dass aber auch Ausnahmen möglich sind, zeigt beispielsweise Simbabwe: Das diktatorisch regierte und wirtschaftlich zerrüttete Land investiert viel Geld in das Bildungswesen, sodass die Analphabetenquote bei nur 10 Prozent liegt.

In einigen afrikanischen Ländern stirbt mehr als jedes zehnte Kind, bevor es das sechste Lebensjahr erreicht. Dazu zählen unter anderem die Zentralafrikanische Republik, Sierra Leone, Somalia, Tschad und Mali. Wichtige Todesursachen sind Infektionskrankheiten, kombiniert mit Mangel- und Unterernährung. In vielen Staaten südlich des Äquators sind HIV-Infektionen (Aids) nach wie vor ein großes, teilweise gesellschaftlich verschwiegenes Problem.

Positive Tendenzen?

Bis zur aktuellen Hungerkrise schien es, als sei Afrika durchaus auf einem guten Weg. Gerade im Vergleich mit den 1990er-Jahren zeigten sich in vielen Ländern signifikante Verbesserungen. Der prozentuale Anteil der sehr armen und hungernden Menschen nahm beständig ab. Diese Verbesserungen sind derzeit (zumindest regional) in Frage gestellt.

Behält man allerdings den Blick fürs Ganze, so steigen Alphabetisierungsrate und Lebenserwartung in zahlreichen Staaten. Die acht ehrgeizigen „Millenniumsziele“ der UN konnten zwar nur teilweise erreicht werden, aber gerade dem „Sorgenkontinent“ Afrika sind wohl einige große Schritte in die richtige Richtung gelungen. Dies betrifft vor allem die Bekämpfung der Armut. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Entwicklung mit dem Nachfolgeprogramm der Vereinten Nationen, den „Zielen nachhaltiger Entwicklung“ (SDGs)fortschreiben lässt.

Bei allen Statistiken ist zu berücksichtigen, dass sie allenfalls ein ungefähres Bild der aktuellen Situation zeichnen können. In vielen Fällen handelt es sich in Wahrheit um grobe Schätzungen, die sich – je nach politischem Willen – in die eine oder andere Richtung manipulieren lassen. Vor allem in Bürgerkriegsstaaten wie Somalia und Südsudan lassen sich verlässliche Sozial- und Bevölkerungsstatistiken eigentlich nicht ermitteln.

Wofür Spenden eingesetzt werden

Nach manch missglückter „Entwicklungshilfe“ im letzten Jahrhundert, schreiben sich heutzutage alle ernst zu nehmenden Spendenorganisationen das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ auf die Fahnen. Durch Spenden finanzierte Hilfsprojekte sollen die Ressourcen eines Dorfes, einer Familie oder einer Einzelperson stärken. Bauern sollen (wieder) lernen, an die natürlichen Gegebenheiten angepasste Landwirtschaft zu betreiben und gleichzeitig für den Markt zu produzieren. Jugendliche und Erwachsene sollen sich beruflich qualifizieren, um die eigene Familie ernähren zu können.

Neben diesen strategisch und langfristig angelegten Projekten muss im Notfall akute Katastrophenhilfe geleistet werden. Wie die Entwicklungen des Jahres 2017 zeigten, reichen die nationalen Vorsorgemechanismen offenbar nicht aus, Dürre- und Hungerkrisen wie in den 1980er-Jahren zu bannen. Nach wie vor arbeiten viele Bauern und Viehzüchter in sensiblen Vegetationszonen, wo der Ausfall einer Regenzeit dramatische Folgen haben kann.

Ins Reich der Vorurteile gehören allerdings Thesen, dass Naturkatastrophen in Afrika übermäßig häufig auftreten würden. In vielen Regionen des riesigen Kontinent ist der Boden sehr fruchtbar und der Niederschlag reichlich. Der Hauptgrund für Hunger ist die Armut vieler Menschen und nicht die Tragfähigkeit des Landes.

An wen spenden?

Während die internationale Katastrophenhilfe vorwiegend in den Händen großer Spendenorganisationen liegt, bemühen sich täglich viele kleine und mittelgroße Vereine um die Menschen vor Ort. Hier mischen sich humanistische, missionarische und karitative Beweggründe zu einem bunten Patchwork der Projekte.

Angesichts dieser begrüßenswerten Vielfalt konkrete Empfehlungen auszusprechen, ist ausgesprochen schwierig. Die meisten Organisationen arbeiten absolut vertrauenswürdig. Schwarze Schafe, vor denen sich viele Spender fürchten, sind dagegen extrem selten. Das DZI-Spendensiegel ist ein verlässlicher Seriositätsnachweis. Umgekehrt ist das Fehlen des Siegels aber kein negatives Signal! Wenn eine Spendenorganisation eigene Finanzen, Tätigkeiten und Zuständigkeiten offen darlegt, bereitwillig auf Nachfragen antwortet und auf extrem emotionale Werbung verzichtet, stimmen die wichtigsten Voraussetzungen. Das gilt zum Beispiel für das Aktionsbündnis „Gemeinsam für Afrika“.

Spenden für Afrika