Die „Westsahara“ entzieht sich so mancher Statistik – weil sie kein unabhängiger Staat, sondern Kolonie ist. So fällt weniger auf, wie prekär die Lage vieler Bewohner ist. Aus europäischer Perspektive wirkt das Land recht exotisch: Auf etwa 266.000 Quadratkilometern (einer Fläche knapp so groß wie Italien) lebt etwas mehr als eine halbe Million Menschen – die Sahrauis. Das macht die fast vegetationslose Westsahara zu einer der am dünnsten besiedelten Gegenden der Welt.
Wirtschaftlich und politisch ist das Gebiet fast vollständig vom nördlichen Nachbarn Marokko abhängig, der die Westsahara in den 1970er-Jahren annektierte. Zwar investiert Marokko in den Ausbau der Infrastruktur, ignoriert dabei aber sowohl die östlichen Landesteile als auch den Mehrheitswillen der arabischen Bevölkerung, die sich die Unabhängigkeit wünscht. Heute vor 42 Jahren riefen die Kämpfer der „Polisario“ den selbständigen Staat Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) aus, der aber bis heute nicht international anerkannt ist.
Westsahara-Karte:
Karge Natur
Der größte Teil der Westsahara besteht aus Wüste, in der kaum jemals ein Tropfen Regen fällt. Landwirtschaft ist fast nur in Oasen möglich, einzige relevante Einnahmequellen sind Phosphatabbau und Fischerei. Nominell längster Fluss ist der 350 Kilometer messende Saguia el Hamra, der aber nur zeitweise Wasser führt. Besonders unwirtlich ist der Osten des Landes, die einstige Heimat der Nomaden, die heute noch von der Polisario kontrolliert wird.
Kolonialgeschichte
Die letzte Kolonie Afrikas kam Ende des 19. Jahrhundert unter spanische Herrschaft. Trotz teilweise erbittertem Widerstand der Sahrauis dauerte es bis zum Tod des Diktators Franco 1975, dass Spanien sich aus dem Wüstenstreifen zurückzog. Doch die Nachfolger standen schon bereit: 1976 wurde die Westsahara – der Unabhängigkeitserklärung zum Trotz – zwischen Marokko und dem südlichen Nachbarn Mauretanien aufgeteilt.
Als sich Mauretanien später wieder aus der südlichen Hälfte zurückzog, annektierte Marokko auch diesen Landesteil und kontrolliert heute rund 70 Prozent des Gebietes. In den 1980er-Jahren errichtete Marokko einen über 2500 Kilometer langen, bewachten Grenzwall, der die Westsahara von Südwest nach Nordosten durchschneidet. Dieser „Marokkanische Wall“ soll die Interessen der Besatzungsmacht schützen und Rebellen abhalten.
Spenden für Flüchtlinge
Im Osten des Landes – und im benachbarten Algerien – leben allerdings nicht nur Polisario-Rebellen, sondern auch zahlreiche Flüchtlinge, die nach dem Ende der Kämpfe nicht wieder in ihre frühere Heimat zurückkonnten. Rund um die algerische Stadt Tindouf leben über 150.000 sahrauische Flüchtlinge in vier Lagern.
Mit Hilfe von Spenden versorgen Hilfsorganisationen die Lager mit dem Nötigsten – und das mittlerweile seit vier Jahrzehnten.
Unsere Bewertung – Spenden-Bedarf in der Westsahara: mittel bis hoch, vor allem in den Flüchtlingslagern
Wo spenden?
Folgende Hilfsorganisationen arbeiten rund um die Westsahara:
- Medico International
- Terres des Hommes
- UNO-Flüchtlingshilfe
- ASW (Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt)
(Auswahl ohne Gewähr)