Eine besonders wichtige Herausforderung für Hilfsorganisationen sind in diesen Monaten und Jahren die Flüchtlinge, die täglich zu Tausenden nach Europa drängen. Viele Menschen haben große Gefahren auf sich genommen, um Kriegen (Syrien, Irak) zu entfliehen. Andere suchen eine bessere Alternative zur ökonomischen Hoffnungslosigkeit ihrer Heimat. Dies betrifft vor allem die Flüchtlinge aus Südosteuropa und aus Afrika. Zwar berechtigen wirtschaftliche Motive nicht zu einem Asyl in Deutschland, doch sind sie an handfestes und legitimes Motiv für einen versuchten Neuanfang.

Schule in Dadaab
Somalische Schule im Flüchtlingslager Dadaab – Quelle: gemeinfrei

80 Millionen Flüchtlinge weltweit

Der aktuelle Flüchtlingsstrom nach Europa ist nur ein spezieller Teil einer weltweiten Bevölkerungsverschiebung. Nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks sind auf der Erde fast 80 Millionen Erwachsene und Kinder auf der Flucht. Etwa zwei Drittel von ihnen verlassen zwar ihre Heimat, suchen aber noch innerhalb ihres Herkunftslandes Schutz (so genannte Binnenvertriebene).

Wichtigstes Herkunftsland von Flüchtlingen ist derzeit Syrien. Weit über zehn Millionen Menschen sind vor dem Krieg geflohen (Stand 2019, mit Binnenflüchtlingen), also etwa jeder zweite Einwohner. Weitere bedeutende Herkunftsstaaten sind unter anderem Irak, Afghanistan, Südsudan, Demokratische Republik Kongo, Somalia, Myanmar und Kolumbien. Im kenianischen Flüchtlingslager Dadaab leben vermutlich über 300.000 Menschen, was es zum größten Lager der Welt macht.

Ziel Europa

Schon seit einigen Jahren wagen zahlreiche Menschen die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer, um von Afrika nach Italien zu gelangen. Oft sind sie ohne Nahrung und Trinkwasser zu Hunderten in kleinen, kaum seetauglichen Booten eingepfercht und suchen verzweifelt einen Aufnahmehafen. Immer wieder gehen Boote unter und bringen ihren Passagieren den Tod.

2015 nahmen besonders viele Flüchtlinge den Landweg über die Türkei, Griechenland und den Balkan. Dieser Weg war prinzipiell sicherer als das Mittelmeer, dauerte aber länger. Nachdem diese Balkanroute zwischenzeitlich zur wichtigsten Strecke nach Mittel- und Nordeuropa wurde, gelang es 2016 der Europäischen Union und den Balkanstaaten, diesen Weg fast vollständig zu blockieren. Seither wagen sich die Menschen wieder in Scharen in die „Seelenverkäufer“ – die winzigen, maroden Boote auf dem Mittelmeer. An manchen Tagen werden Hunderte aus Seenot gerettet – an anderen sterben Dutzende in den Fluten.

Im Jahr 2015 kamen bis zu eine Million Flüchtlinge nach Deutschland – wesentlich mehr als ursprünglich erwartet. Mit Hilfe von Spenden und vielen freiwilligen Helfern konnten diese Menschen zum großen Teil integriert werden. Über die wünschenswerte Zahl künftiger Migranten herrscht ein tiefgreifender gesellschaftlicher Dissens.

Politische Konsequenzen

2019 suchten weniger als 170.000 Menschen in Deutschland Asyl – eine Folge der zunehmenden Abschottung Europas. Angesichts stark gesunkener Zahlen ist die sogenannte Flüchtlingskrise etwas aus dem Fokus der politischen Diskussion geraten. Die deutsche Bundesregierung will zwar strenge Maßstäbe an Zuzug und Asyl anlegen, aber die Grenzen prinzipiell offen halten. Andere europäische Staaten, zum Beispiel Italien, erheben dagegen vehemente Forderungen nach einem Zuwanderungsstopp. Auch innenpolitisch ist der deutsche Kurs umstritten, da fremdenfeindliche Tendenzen zunehmend gesellschaftsfähig werden.

Teilweise unklar ist nach wie vor, wie die Flüchtlingsbewegungen kontrolliert, quotiert und gelenkt werden können. Als typischer Durchgangsstaat ist die Türkei mit erheblichen logistischen Herausforderungen konfrontiert. Gemäß dem „Flüchtlingspakt“ von 2016 erhält das Land finanzielle Zuschüsse für Unterkunft, Verpflegung und Verwaltung von Flüchtlingen.

Auf dem Prüfstand steht auch der bisherige Dualismus aus dem Schengen-Abkommen und der Dublin-Verordnung. Das Schengen-Abkommen garantiert räumliche Bewegungsfreiheit ohne Grenzkontrollen zwischen mehr als 20 europäischen Staaten. Um die Flüchtlingsströme besser regulieren zu können, haben aber viele Länder wieder Kontrollen eingeführt. Die Dublin-Verordnung besagt, dass ein Asylverfahren grundsätzlich in dem Unterzeichnerland durchgeführt werden soll, in dem der Asylbewerber ankommt. Eine solche Vorschrift erzeugt eine große Last auf den Ländern an der europäischen Peripherie (und wird in der Praxis häufig ignoriert).

Spenden: Was brauchen die Flüchtlinge?

Menschen auf der Flucht tragen in der Regel nur das Nötigste bei sich. Der konkrete Hilfsbedarf richtet sich nicht zuletzt danach, in welchem Land bzw. in welchem Flüchtlingslager die Menschen untergebracht sind. In Deutschland ist die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser und Medizin gesichert. Benötigt werden dagegen Kleiderspenden, Hausrat, Spielzeug und alles, was das Leben ein klein wenig lebenswerter macht…

In den Flüchtlingslagern im Nahen Osten, Afrika und anderen südlichen Ländern ist die Lage ungleich dramatischer und der Bedarf an Spenden wesentlich höher. Viele Lager liegen zudem in unwirtlichen, wüstenhaften Regionen. Benötigt wird zum Beispiel:

  • Zelte
  • Betten und Decken
  • Lebensmittel, besonders Kindernahrung
  • sauberes Trinkwasser
  • Kleidung
  • Hygieneartikel
  • Medikamente
  • Schulbücher und andere Lehrmittel
  • technische Ausrüstung aller Art

Ein großes Problem ist, dass gerade Kriegsflüchtlinge oft Grausames erlebt haben und dadurch traumatisiert sind. Sie brauchen daher dringend psychologische Betreuung. Darüber hinaus: Ohne Kenntnis von Sprache, kulturellen Gewohnheiten und Behördenroutinen fällt es den Flüchtlingen naturgemäß schwer, sich beispielsweise in Deutschland zurecht zu finden. Was hilft sind Menschen, die sich Zeit nehmen, ehrenamtlich Deutschkenntnisse zu vermitteln, Behördengänge zu begleiten – oder einfach nur ein offenes Ohr zu haben.

Wem spenden? Hilfsorganisationen für Flüchtlinge

Die meisten großen, international tätigen Hilfsorganisationen kümmern sich in der einen oder anderen Weise auch um Flüchtlinge. Innerhalb Deutschlands sind die Kommunen sowie die lokalen Sozialeinrichtungen die richtigen Ansprechpartner. Darüber hinaus gibt es aber auch Spendeneinrichtungen, die in der Flüchtlingsarbeit besondere Schwerpunkte setzen. Zum Beispiel:

Laut einer Untersuchung hat sich im Jahr 2015 – dem Höhepunkt der Zuwanderung – fast die Hälfte aller Deutschen für Flüchtlinge engagiert, zum Beispiel durch Geld- oder Sachspenden. Das ist ein ermutigendes Signal gegen Fremdenfeindlichkeit.

Spenden für Flüchtlinge