Dass Onlinespenden häufig per Kreditkarte abgewickelt werden, liegt in der Natur der Sache. Ebenso gewiss schien es, dass die Spendensammlung auf der Straße oder in der Kirche auf Bargeld angewiesen ist. Aber schon seit einigen Jahren nagt es an dieser Gewissheit. In Skandinavien haben „Kollektomaten“ bereits die Kirchen erobert und in England startet nun ein vergleichbarer Testlauf. Nur die deutschen Spender lieben weiterhin ihr Bargeld.

Plastikgeld - © Tim Reckmann / pixelio.de
Plastikgeld – © Tim Reckmann / Pixelio.de

Sehr weit fortgeschritten ist der bargeldlose Zahlungsverkehr in Skandinavien und den Niederlanden. Vielerorts nehmen selbst Kioske und Bäcker wie selbstverständlich Kartenzahlungen an. Das System ist auch deshalb so erfolgreich, weil sich Kleinbeträge ganz einfach ohne PIN-Eingabe übertragen lassen: Dank „kontaktloser Kreditkarte“ reicht es aus, das Stück Plastik wenige Zentimeter vor ein Lesegerät zu halten – und schon sind die schwedischen Brötchen bezahlt.

Spendensummen steigen

Wenn die Kirchen, aber auch andere Spendensammler, in dieser (fast) bargeldlosen Gesellschaft weiterhin Spenden einnehmen wollen, müssen sie mit der Zeit gehen. Daher stehen in vielen Kirchen, wie dem Dom der mittelschwedischen Universitätsstadt Uppsala, nun elektronische Terminals zur Spendenannahme. Die Erfahrungen sind offenbar positiv: Die spendenwilligen Kirchgänger folgen gerne den automatisch vorgeschlagenen Spendenbeträgen, die teilweise klar oberhalb des sonst üblichen Cent-Bereichs liegen. Im Klartext: das digitale, bargeldlose Spenden ist ein Gewinn für die Gemeinden.

Anglikaner hoffen auf 80 Millionen Pfund

Etwas zurückhaltender ist man noch in Großbritannien. Aber auch hier tragen die Bürger immer weniger Pfund und Pence in der Geldbörse bei sich. Jetzt hat die anglikanische Kirche einen Test in 40 Gotteshäusern gestartet. Hier sollen die Briten, ähnlich wie in Skandinavien, kontaktlos mit Kreditkarte spenden können. Künftig werden mobile Terminals statt Klingelbeutel durch die Kirchenbänke wandern. Andere Terminals werden an den Kirchenpforten stationiert – dort, wo die notwendige Funkverbindung besser funktioniert ist als hinter massigen Kirchenmauern. Nach Schätzungen könnten alle britischen Kirchen zusammengerechnet mit diesem System rund 80 Millionen Pfund jährlich mehr einnehmen.

Und in Deutschland? Bei uns besitzt erst jeder Fünfte eine Kontaktlos-Kreditkarte. Traditionell sind die Deutschen beim lieben Geld eher konservativ und handeln nach dem Motto, dass nur Bares Wahres sei. Mittelfristig wird sich die digitale Spendensammelkultur aber kaum aufhalten lassen. Sogar in der Elisabethenkirche im nahen Basel steht schon ein „Spend-O-Mat“, über den sich die Schweizer Gemüter nun erhitzen.

Kreditkarten mögen unsinnlich sein, aber nicht gottlos.

Spenden per Kreditkarte – kein Klimpern mehr im Klingelbeutel